Halbzeitresümee der Saison 2016/2017


Zehn Spiele, zehn Siege. Das liest sich erstmal gut und - zugegeben - es fühlt sich auch gut an. Das darf es auch, denn obwohl uns diese Leistung im Vorfeld zugetraut bzw. von uns erwartet wurde, ist sie keine Selbstverständlichkeit.

Über knapp vier Monate eine halbwegs konstante Leistung aufs Feld zu bringen, Erfolg an Erfolg zu reihen und das vor dem Hintergrund eines Abstiegs sowie einer neuen Trainer/Mannschaft-Konstellation samt neuem Spielsystem - das muss auch im bezirksligaerprobten Breese/Langendorf der Rede wert sein!

 

Natürlich lief das Zustandekommen des tabellarischen Abbildes nicht durchweg so rund, wie es uns die Statistik glauben machen will. Daher will ich auf einzelne Ereignisse der Vorrundenspiele ein wenig näher eingehen. Das mein Blick auf das Geschehen einigermaßen blau-weiß-gelb gefärbt ist, wird man mir hoffentlich nachsehen. Welche Färbung sollte mein Blick darauf auch sonst haben!?!

 

Von den zehn Partien gab es meines Erachtens vier Partien, in denen unsere Leistungen teilweise oder komplett zu wünschen übrig ließen. Ich spreche von der ersten Halbzeit in Liepe, von der zweiten Halbzeit in Schnega und von beiden Spielen gegen Zernien.

Die ersten Halbzeiten gegen Wustrow und Küsten II waren auch nicht das gelbe vom Ei, die sehe ich jedoch in einem anderen Licht als die davor genannten Spiele. Der Reihe nach.

 

In Liepe waren zwei Dinge deutlich zu erkennen: Erstens eine gewisse Breeser

Fassungslosigkeit darüber, dass es ein Kreisligist, selbst gerade aus der Kreisklasse aufgestiegen, wagte, uns in die Suppe zu spucken. Widerstand - und das nach acht Jahren Bezirksliga - anstatt Ehrfurcht und Unterwürfigkeit! Lagen zwischen Kreis- und Bezirksliga nicht mindestens acht Spielklassen...?!! Von Kreisklasse ganz zu schweigen. Das war offenbar für einige meiner Jungs Anfangs zuviel.

 

Zweitens wurde (in Halbzeit zwei) ein Wille sichtbar, der sich dagegen wehrte, die Lieper Leistung als unveränderliche Größe, als Naturgewalt, anzuerkennen. Wir wurden gezwungen selbst "in den Widerstand zu gehen", aus den Reaktionen der ersten Hälfte in die Aktionen der zweiten Hälfte zu kommen. Das nahmen die Jungs an. Aus beleidigt sein wurde Trotz, der Trotz gebar Energie und die wandelten die Jungs in Widerstand, in Aktion um und so konnte eine drohende Niederlage abgewendet und mit einer ordentlichen Leistung in der zweiten Hälfte eine erste wichtige Erfahrung gemacht werden.

 

Gegen Südkreis in Schnega eine veränderte Situation. Es fehlten mit Jannik Seipelt, Lars Bannöhr, Jan Philipp Möller und Lukas Wiezorek gleich vier Stammkräfte und im Laufe des Spiels fielen mit Christoph Rexin und Maik Kampa zwei weitere Aktivposten angeschlagen aus.

Dennoch habe ich meine Mannschaft in dieser Hinrunde kaum einmal so souverän und abgeklärt eine Halbzeit dominieren gesehen wie in dieser ersten Hälfte in Schnega. Wir führten verdient mit 2:0 und haben es einzig versäumt, die Überlegenheit mit noch mehr Toren zu garnieren. Dann kam Halbzeit zwei und die lief etwas anders...

Südkreis diktierte von Beginn an das Tempo und die Gangart. Davon ließen wir uns leider beeindrucken und gerieten zunehmend in Not. Da der Gegner einerseits nicht

nachließ und wir dummerweise keine neue "Zündung" zustande bekamen,

blieb uns nix anderes übrig als zu kämpfen und den Vorsprung zu verteidigen.

Eine weitere neue Erfahrung. Auch diese Situation nahmen die Jungs an und kämpften. Sie kämpften bis zum Abpfiff und jedem von uns war bewusst, da bin ich

mir ziemlich sicher, dass der Zieleinlauf ein sehr knapper war!

Nun kann man natürlich sagen, dass Kampf wohl das Mindeste sein würde, was die Jungs abzuliefern hätten. das mag grundsätzlich stimmen. Doch wer die Eigenheiten von Spielverläufen schon selbst erlebt hat, Eigendynamiken, die sich schwer in die üblichen Erklärungsschablonen pressen lassen, der weiß, dass es im Speziellen anders kommt als es ein Fahrplan - und sei es auch nur eine gefühlte Erwartungshaltung - vorsieht. Die Eitelkeit beiseite packen und eben nicht in ihr untergehen, sondern komplett uneitel fußballerische "Kärrnerarbeit" verrichten, um

das Ziel doch zu erreichen - das haben wir in Schnega erlebt, durchlitten. Mit Erfolg. Auch das spricht für diese Mannschaft!

 

Der SV Zernien scheint uns nicht zu liegen. Möglicherweise ist diese Betrachtungsweise zu knapp, mag sein. Ganz bestimmt zu knapp sogar! Aber irgendwie wird was dran sein. Denn in beiden Spielen hat uns das kämpferische, bisweilen zickige und sehr disziplinierte Spiel der Zerniener große Schwierigkeiten bereitet.

Zwei Dinge mag im Grunde keine Mannschaft dieser Welt, also auch wir nicht: zum Einen, wenn man permanent und überaus penetrant bereits in der eigenen Hälfte attackiert wird (ich glaube, in der Fußball-Terminologie spricht man von Pressing) und/oder zum Anderen, wenn der Gegner sich mit Mann und Maus vor und im eigenen 16er verkriecht, um so Gegentore zu verhindern.

Zernien entschied sich gegen uns für die letztere Variante. Allerdings gepaart mit einer gesunden Aggressivität und einem sowohl schlichten wie auch gefährlichen "Plan", um selbst zum Torerfolg zu kommen: Konter über einen schnellen Angreifer, der mit langen Bällen - meist Befreiungsschläge - gefüttert werden soll.

Eigentlich dürfen solche begrenzten Mittel gegen eine Mannschaft wie wir sie aufs Parkett bringen, nicht zum Erfolg führen. Doch mit "eigentlich" kommst du meist nicht weit und es hätte beinahe geklappt, zumindest im ersten Duell.

Im zweiten Spiel waren wir gewarnt und haben dennoch unsere Mühe gehabt. Sicher, nicht so sehr wie in der ersten Auseinandersetzung, aber wir mussten uns auch diesmal einigermaßen strecken, um die Punkte komplett bei uns zu behalten.

Mindestens zwei Erkenntnisse sollten wir aus diesen Vergleichen gezogen haben: wir sollten unbedingt Geduld in unseren Tugend-Kanon aufnehmen und lernen, das Spieltempo hochzuhalten; und zwar solange, bis aus zickigem und diszipliniertem Widerstand eine bröselige Alibi-Verteidigung geworden ist!

 

Was die anderen sechs Spiele angeht, nur soviel: nicht jede Halbzeit mag durchgehend überzeugend gewesen sein, doch selbst bei phasenweise bescheidenen Spielabschnitten standen die Siege zu keinem Zeitpunkt in Frage!

Und gegen Südkreis in der ersten Halbzeit, gegen Woltersdorf, zweimal gegen Gartow sowie in Halbzeit zwei gegen Liepe und Wustrow und nicht zuletzt auch in Hitzacker, haben wir richtig gute und bisweilen starke Leistungen gesehen.

Je länger die Hinserie dauerte, desto mehr war zu erkennen, wie eine Mannschaft sich eine veränderte, eine neue Spielweise aneignet. Mit anderen Worten: wie sie im Verbund lernt.

 

Das ist toll zu beobachten und zu begleiten, macht mir Spaß und befeuert meine Vorfreude auf die Rückrunde.

 

Fühlt sich bei und mit Euch richtig gut an, Männers!!!

 

Viele Grüße dazu vom Coach ...

Yassien


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